SPD in der Depression, so titelt heute die Süddeutsche. Aber trifft es den Zustand der SPD wirklich? Nein, das Problem liegt tiefer und weiter zurück als die dussligen Bemerkungen über das Kanzlergehalt oder die Diskussion über Vortragshonorare. Mit Steinbrück hat sich die SPD einen Kanzlerkandidaten ausgesucht, der in der Tradition des Gerd Schröders steht. Und der ist ähnlich wie Steinbrück viel bei Banken unterwegs oder betätigte sich bei der Vermögensverwaltung des Gadaffi–Clans. Gewiss hätte die SPD mit einem Peer Steinbrück einen Brücke von der Agenda 2010 zurück zu einer Partei die die Interessen der „Normalbürger“ vertritt schaffen können. Aber eben nur die SPD weil Steinbrück wie sich jetzt zeigt geblieben ist was er immer schon war: Ein Technokrat. Einer, der weiß wie die Finanzwelt tickt und wie sie zu beeindrucken ist. Aber eben auch einer dem das eigene Hemd näher sitzt als das der Bürger die er vertreten soll. Das er Kanzlerkandidat geworden ist, ist nicht das Ergebnis eines wie auch immer geartetem demokratischen Auswahlprozesses innerhalb der SPD, sondern das Ergebnis der Auseinandersetzungen verschiedener Strömungen und Gruppierungen innerhalb der Partei.
Warum eigentlich hatte die SPD nicht den Mut die Mitglieder zu fragen?
Wahrscheinlich gab es 2 Gründe. Der erste dürfte sein, dass die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten doch sehr begrenzt gewesen wäre. Geht man nämlich nicht davon aus, dass irgend ein Noname oder bisher verborgenes Talent aufgetaucht wäre lassen sich die infrage kommenden Personen an einer Hand abzählen: Steinmeier, Gabriel, Steinbrück, Kraft. Die einzige, die es mit grosser Zustimmung hätte werden können wäre Hannelore Kraft gewesen. Nur leider will die nicht. Also wären es nur die 3 Männer gewesen und die brauchten keine Wahl sondern haben das unter sich ausgemacht. Warum dann so einen Aufwand.
Der zweite Grund wäre die Unberechenbarkeit eines solchen Prozesses gewesen. Da hätte tatsächlich ein Noname auftauchen können. Es hätte auch keine Wahl auf dem Parteitag am 9.Dezember 2012 mit 93,45% gegeben sondern der Kandidat hätte vielleicht nur 55% Zustimmung der Mitglieder erhalten.
Was die SPD noch retten könnte wäre ein Kandidatenwechsel. Vielleicht lässt Hannelore Kraft sich ja noch überzeugen. Das wäre aber nur ein kurzfristige Lösung wenn es die SPD nicht auch schafft sich innerlich neu aufzustellen. Daher glaube ich nicht, dass die SPD in der Depression steckt, sondern es ist eine tiefe Krise, die andauert seit sie sich mit der Agenda 2010 von ihrem originären Profil verabschiedet hat.
Meine Prognose für die Bundestagswahl:
Eine große Koalition -worauf sich die SPD zurücklehnt und eben keine Neuaufstellung schafft- mit Steinbrück als Vizekanzler. Profitieren werden davon die Linken und die Grünen, aber leider auch der rechte Rand des Parteienspektrums.